Junge Landwirte melden sich zu Wort

Warum sollten sich Landwirte für den Klimawandel interessieren? Welche Herausforderungen und Chancen sehen sie im Zusammenhang mit der ökologischen Landbewirtschaftung und der Bodengesundheit? Lassen Sie sich von jungen Landwirten inspirieren, wenn sie über den Klimawandel und die Auswirkungen auf ihren Betrieb nachdenken.

James Price, ein innovativer Landwirt von der Perdiswell Farm in Oxfordshire (Vereinigtes Königreich), führte regenerative Verfahren ein bevor sie allgemein bekannt wurden und legte dabei besonderes Augenmerk auf Bodenqualität, optimierte Wasserspeicherung und einen konstant hohen Ertrag. Im Interview verrät er, wie er die Verbesserungen erreicht hat.

F1: Welche Bodenbewirtschaftungstechniken haben Sie entwickelt?

Wir sind seit 1974 ein reiner Ackerbaubetrieb. Wir haben hier eine dünne Bodenkrume, auch Cotswold Brash genannt, ein steiniger Kalksteinboden. Das ist ein wunderbar lehmiger Boden, aber er enthält viele Steine. Genau genommen, mehr Steine als Erde. Die Stärke des Oberbodens beträgt maximal 200 mm. An manchen Stellen ist er dicker, an anderen ist dafür der Unterboden sehr felsig. Unser Problem ist daher, die Wurzeln mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Die Cotswolds in England waren eigentlich immer Grasland, bekannt für ihre Schafweiden - nicht für große landwirtschaftliche Erträge. Der einfache Grund dafür: Ein trockener Mai oder Juni führt umgehend zu Ernteausfällen.

Als ich 1999 nach dem Studium zurückkehrte, war eines der Themen, die mich antrieben, die Fähigkeit des Bodens zur Wasserspeicherung zu erhöhen. Und das habe ich auf vielerlei Weise getan. Wir haben eine ausgedehnte fünfjährige Fruchtfolge mit drei Getreidekulturen (Halmfrüchte) und zwei Zwischenfrüchten wie Bohnen, Raps und gelegentlich Hafer. Wir arbeiten mit einer Mischung aus Winter- und Frühjahrskulturen, versuchen also nicht alles im Winter oder Frühjahr zu bekommen. Seit ich hier bin, ist das große Thema, den Boden wieder in großem Umfang mit organischem Material anzureichern. Auf den 445 Hektar (1.100 Acres) Land um unseren Kernhof herum bringen wir jedes Jahr bis zu 8.000 Tonnen organische Dünger in unterschiedlicher Form in den Boden ein.

Zudem haben wir einen fünfjährigen Bewirtschaftungsmix, um die Bodenqualität zu verbessern: Wir pflügen ein Jahr und arbeiten anschließend je zwei Jahre mit Direktsaat und bodenschonender Bearbeitung. Wie viele Pioniere haben wir den Wert von Gründünger und Zwischenfrüchten eher zufällig erkannt. In einem Jahr hatten wir Senfsaat übrig und beschlossen, sie aufzubrauchen, indem wir sie zwischen der Ernte der Wintergetreide und der Aussaat der Frühjahrskulturen anpflanzten. Das tun wir jetzt häufiger. Deshalb wurden wir gut darin und haben definitiv auch die Ergebnisse deutlich verbessert. So saugt sich der Boden nach intensiven Regenfällen weniger voll.

Und von Mitte September bis Mitte März lassen wir das Vieh anderer Landwirte diese Zwischenfrüchte abgrasen. Wir haben jetzt auch Viehställe hier. Also bauen wir in der Fruchtfolge auch Gras an und ernten Heu für das Vieh und bekommen im Gegenzug Dünger zurück.

F2: Was hat Sie dazu bewogen, zu diesen Methoden überzugehen?

Als ich vor 22 Jahren von der Uni kam, sagte mein Vater (der den Hof seit 1974 bewirtschaftete), dass 7,5 Tonnen pro Hektar ein guter Ertrag seien. Derzeit kalkulieren wir mit konstant 8,5 Tonnen. Für mich war das schon immer einfach gute landwirtschaftliche Praxis. Sie geht darauf zurück, wie Landwirtschaft früher betrieben wurde, nur in größerem Umfang und mit mehr Geräten.

F3: Ab wann haben Sie erste gute Ergebnisse erzielt?

Es hat vier oder fünf Jahre gedauert, aber dann haben wir mit einem Mal recht gute Ergebnisse erzielt (siehe Datenbox). Und heute sehen wir, dass wir die extremen Wetterlagen – sehr heiß, kalt, nass, trocken – überstehen. Selbst in schlechten Jahren kommen wir über die Runden. Wie schon erwähnt, kalkulieren wir jetzt bereits mit einem Ertrag von konstant 8,5 pro Hektar.

Wir wissen, dass unsere Böden arbeiten. Und es ist auffallend, dass Ländereien, die wir neu hinzunehmen, diese Erträge nicht sofort erbringen. Wenn wir versuchen, die gleichen Methoden anzuwenden, die wir hier nutzen, speziell durch Aussaat von Gründünger und Zwischenfrüchten auf den Pflanzenbestand, funktioniert das nicht immer genauso gut. Der Grund ist, dass diese Böden nicht so gut arbeiten wie unsere.
Kommen wir noch einmal auf die Herausforderungen bei der Beschaffung von organischem Dünger zurück: Hier hat es sich gezeigt, dass es wichtig ist, langfristige Kooperationen aufzubauen. Man kann nicht einfach irgendwo auftauchen und sagen, ich hätte gerne etwas Mist. Der Aufbau von Beziehungen zu Viehzuchtbetrieben für Kuhmist und zu großen Wasserunternehmen für Klärschlamm oder Kompost erfordert Zeit und Mühe.

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F4: Wo sollten Landwirte idealerweise ansetzen, die ihre Bodenerträge steigern möchten?

Ich würde ihnen raten, mit dem anzufangen, was sie selbst kontrollieren können, das heißt Gründünger und Zwischenfrüchte sowie Bearbeitungsmethoden. Hinzu kommt, ein Netzwerk aufzubauen, um die Beziehungen für den Mist zu knüpfen. Die verfügbare Menge an Biodünger ist begrenzt. Es ist ein hartes Stück Arbeit, diese Beziehungen aufzubauen und schließlich zu den entsprechenden Abmachungen, das heißt 'Stroh gegen Dünger', zu gelangen. Nicht zu vergessen: Am Anfang steht immer eine Bodenanalyse. Es macht keinen Sinn, einen Boden zu 'unterstützen', der gar keine Hilfe benötigt.

F5: Gibt es für Landwirte, die das tun, was sie tun, finanzielle Unterstützung?

Als ich anfing, gab es nichts Spezielles für das, was sich tat. Es sind nationale Programme in Sicht, wie das in Großbritannien geplante Dreistufen-Programm zu Umweltschutz und Landbewirtschaftung (Environmental Land Management (ELM)).

Was ich Landwirten, die gerade in das Thema einsteigen, auch immer sage, ist, dass man nie abschließend und zweifelsfrei weiß, was in puncto Gründünger funktioniert. Dazu gibt es zu viele Studien und Analysemethoden. Das ist ein Bereich, in dem man einfach ein Gefühl dafür entwickeln muss, was richtig ist. Man kann problemlos 60 GBP (~70 Euro) pro Hektar für Gründünger beziehungsweise Zwischenfrüchte ausgeben. Bei mir sind es normalerweise weniger als 16 GBP (~20 Euro) . Ich baue mein eigenes Saatgut an und bringe es ohne viel Aufwand und großzügig aus, um etwas daraus zu machen. Es ist nicht so wichtig, was man anbaut, als dass man es wirklich tut. Alles ist besser als nichts.

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F6: Welche Rolle spielt Präzisionslandwirtschaft für Sie?

Um Verschwendung zu vermeiden, gibt es autonome Landmaschinen, die nur minimale Überschneidungen erzeugen und dadurch Materialverschleiß verringern und Saatgut sowie flüssige Betriebsmittel sparsam ausbringen. Allein dadurch, dass die Maschinen jederzeit exakt geradeaus fahren und immer die richtigen Arbeitsabstände einhalten, steigert die Effizienz erheblich.

Der zweite Bereich in dem die Technik mich unterstützt, und für mich persönlich der wichtigere, ist die Analyse dessen, was wir tun. Der Mähdrescher liefert uns sehr genaue Ertragsdaten, die wir analysieren können. Wir nutzen Satellitenbilder und verwenden den Yara N-Sensor auf dem Kabinendach, um Stickstoffgehalte in Echtzeit zu messen. Zudem haben wir eine Wiegebrücke. Wir nutzen all diese Helfer, um die Nutzpflanzen zu überwachen und die Ergebnisse unseres Handelns zu analysieren. Wenn wir beispielsweise einen Freilandversuch durchführen (wie dieses Jahr mit Bayer), kann man auf einigen der Satellitenaufnahmen eine viel grünere Fahrgasse auf dem Feld erkennen. Sie sticht ganz deutlich hervor. In dieser Beziehung hilft uns die Technik enorm, denn sie ergänzt das, was wir tun, durch eine präzise Analyse. Die Streuereinheit unserer Feldspritze ist mit einem Säaggregat ausgestattet, dass das Saatgut in einem Umkreis von 30 Metern verteilt. Damit säen wir unsere Zwischenfrüchte.

F7: Wie messen Sie die Fruchtbarkeit Ihrer Böden?

Bisher haben wir mit physischen Bodenproben gearbeitet. Kohlenstoffmessungen haben wir bis heute nicht vorgenommen. Wir messen den Humusanteil im Boden, und das schon seit längerer Zeit. Das ist ein recht guter Indikator für die Bodenqualität. Wir haben an den Tests für eine neue Boden-Röntgenpistole mitgewirkt, die eine große Menge hochauflösender Daten erfasst und von einem Doktoranden entwickelt wird. Du stellst dich vor deinen Misthaufen, betätigst den Abzug und das Gerät sagt dir genau, was neben Stickstoff in deinem Dünger steckt. Ziele auf den Boden und es sagt dir, was dieser enthält. Was den Kohlenstoff betrifft, warte ich auf klare Vorgaben, welche Messmethode letztlich anerkannt wird. Ich wäre bereit, das Carbon Farming (Kohlenstoffanreicherung in landwirtschaftlich genutzten Böden gegen CO2-Zertifikate) auszuprobieren, aber dafür brauche ich eine klarere Vorstellung vom künftigen Normmaß und der Funktionsweise des Geschäftsmodells. Für mich ist wichtig, wie das Programm funktioniert, was ich bezahlt bekomme, was ich dafür liefern muss und wie es gemessen wird. Ich bin überzeugt, dass die CO2-Märkte sich zu einer Chance für Landwirte entwickeln können, aber die Funktionsweise muss klarer erläutert werden.

Mehr Informationen zur Perdiswell Farm können Sie über diesen Link abrufen.

Combined image AGCO Finance.