Interview Hanspeter Rothen

Interview Hanspeter Rothen
Düsseldorf, 21.10.2020

Bar bezahlen war gestern. Heute werden die Traktoren und Maschinen vor allem über ein Darlehen gekauft.

BERN Die Schweizer Landma­schinenbranche brummt und die Landwirte investieren kräftig in Traktoren: Letztes Jahr wurden 2004 Traktoren neu zu­gelassen. Auch im ersten Halb­jahr 2020 hatte die Corona-Kri­se keine Auswirkungen auf die Traktoren-Zulassungen in der Schweiz. Mit 1130 Traktoren nahmen die Neu-Immatrikula­tionen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gemäss der Statistik des schwei­zerischen Landmaschinenverbandes SLV sogar noch um 67 Traktoren zu.

Viel flexibler
Früher wurden die Traktoren noch bar bezahlt, dann kam das Leasing. Heute werden die Trak­toren und Maschinen vermehrt über einen Darlehensvertrag erworben. «Die Vorteile eines Darlehens liegen auf der Hand. Hier hat der Kunde eine maximale Flexibilität, was die Finanzie­rung angeht», sagt Hanspeter Rothen, Sales Manager bei der AGCO Finance. Der Landwirt könne beispielsweise ein Darlehen über fünf Jahre abschliessen, merke dann, dass er nach dem vierten Jahr die Maschine problemlos abzahlen könnte. In diesem Fall kann der Kunde eine lehensverträge, z. B. saisonale Rückzahlung.

Optimale Finanzierung
Wenn eine neu erworbene Ma­schine zum Vermögenswert des landwirtschaftlichen Betriebs werden soll, sei das Darlehen die optimale Finanzierungsform. «Weil die sich ergebenden Steuervorteile, wie Abschreibungen, ausschliesslich dem Kredit­nehmer zugutekommen», sagt Hanspeter Rothen. Die weiteren Vorteile eines Darlehensvertra­ges seien zudem:

  • Keine Limitierung der An­zahlungsgrösse nach oben
  • Objekteigentum von Beginn weg beim Kunden
  • Möglichkeit von vorzeitiger Rückzahlung
  • Laufzeit zwischen 18 und 84 Monaten möglich
  • Individuelle Verträge: Auf die geschäftlichen Bedürfnisse individuell abgestimmte Darlehensverträge, z. B. saisona­le Rückzahlung
  • Kostentransparenz: Kein Zinsänderungsrisiko dank fixem Zinssatz während der gesamten Laufzeit.

Ist die Maschine rentabel?
Sei es bei einem Darlehens- oder Leasingvertrag, der Landwirt müsse sich aber immer überle­gen, wie und wann er die Kredi­te abzahlen könne. «Bei beiden Varianten muss sich der Land­wirt über die Anzahlung und die Rentabilität der Maschine Ge­danken machen», hält der AGCO Mitarbeiter fest. «Wir finanzie­ren auch nicht jede Maschine. Sehen wir dabei, dass beispiels­weise ein Kunde überschuldet ist, raten wir ihm vom Kauf ab. Auch einem Zahnarzt, welcher sich anstelle eines Porsches einen schönen Fendt kaufen will, bieten wir keine Finanzierung an», sagt Hanspeter Rothen klar und deutlich. Vor einem Ver­tragsabschluss mache die AGCO vorgängig immer bei jedem Kun­den eine Überprüfung. «Wichtig für uns ist der per­sönliche Kontakt mit dem Kun­den auf seinem Betrieb. Im per­sönlichen Gespräch können wir herausfinden, mit welcher Fi­nanzierungsform wir dem Geldfluss auf dem Betrieb Rechnung tragen können», sagt der Berater. Vielfach kenne man die Land­wirte schon aus einem Erstge­schäft. Hilfreich für sie sei auch ihre enge Zusammenarbeit mit der GVS-Agrar und deren Händ­lern.

Aus steuerlicher Sicht
Es gebe aber immer noch Land­wirte, die bar ihren Traktor be­zahlen. Dies sei bestimmt im­mer noch die einfachste Möglichkeit, eine Maschine an­zuschaffen. «Vorteilhaft sind hier die jährlichen Abschreibun­gen, die der Landwirt tätigen kann», sagt der Berater. Beim Darlehen sei es ähnlich, ausser, dass er das Kapital in der Buch­haltung als Fremdkapital auf der Passivseite einbuchen müsse. Die Abschreibungsvorteile habe der Landwirt auch so, als ob er in bar bezahlen würde. Bestehe ein Leasing-Vertrag buche man keine Maschine ein, sondern man bucht die Leasingrate als Aufwand, was wiederum nur in der Erfolgsrechnung Auswir­kungen habe. «Aus steuerlicher Sicht kann hier alles Sinn ma­chen und jeder Landwirt muss dies am besten mit seinem Buchhalter vorgängig abklären, was für ihn am wirtschaftlichsten ist», weiss Hanspeter Rothen. Die Erfahrung zeige aber, dass die meisten Treuhänder ein Darlehen bevorzugen, da diese Kaufvariante bei den Abschrei­bungen viel mehr Spielraum zu­lassen würde.

Früher wurden die Landma­schinen noch bar bezahlt. Heute werden sie vermehrt geleast oder mit einem Dar­lehen erworben. Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Hanspeter Rothen: Die Entwick­lung in der Landwirtschaft zu grösseren Betrieben und mo­derneren Maschinen geht immer schneller, insbesondere die Mechanisierung wird moderner, was wiederum nach neuen und moderneren Maschinen verlangt. Die frühere Genera­tion hat nur investiert, wenn das Geld auch auf dem Konto war und der Leitsatz der älte­ren Generation war: «Es wird gekauft, was bezahlt werden kann.

Gilt dieser Leitsatz heute nicht mehr?
Doch, im Ansatz schon. Der Trend zu Finanzierungen hat aber schon vor über 20 Jahren angefangen und wird immer wichtiger für die Landwirte und Unternehmer. Die Frage ist jedoch; soll ich alle Liquidität beim Kauf in eine Maschine stecken, wenn ich diese über Jahre hinaus nutzen will. Stellen Sie sich einen jungen Landwirt vor, der wachsen könnte und die Maschinen nur bezahlen kann, indem er das Geld von seinem Konto nimmt. So ein Landwirt hat gar keine Möglich­keit zu wachsen, wenn er nicht an Geld von der Familie oder von einem Finanzinstitut be­kommt. Wir bei AGCO Finance, raten immer zu einer guten Liquidität der Landwirte. Ein Traktor oder eine Presse kann mühelos und günstig finanziert werden. Damit kann der Land­wirt die Maschine zum Zeit­punkt nutzen, in dem er sie auch benötigt. Ein Landwirt tut gut daran, wenn er noch liquide ist, falls er einmal Kulturland in Aussicht hat. Hier kann er dann sein Erspartes gut einsetzen.

Was empfehlen Sie einem Landwlrt, wenn dieser einen Traktor für 150 000 Franken kaufen will, ihn aber nicht bar bezahlen kann. Soll er Geld aufnehmen, einen Lea­sing- oder Darlehensvertrag abschliessen? lch empfehle dem Kunden ganz klar, die Finanzierung bei AGCO Finance zu machen.
Erstens hält er sich seine Kreditlimiten für anderweitige Investitionen frei. Vielleicht plant er ja, noch in einen StaIl oder in eine Küche für die Frau (oder sich) zu investieren und hier ist dann die Bank der richtige Ansprechpartner. Bei einem Traktor um die 150 000 Franken ist er bei uns wirklich an der richtigen Adresse. Wir können ihm eine Lösung bieten (Vertragsdauer, Ratenhöhe, Anzahlung), bei welcher er und seine Frau noch gut schlafen können.

Muss der Landwirt bei einem Darlehensvertrag auch gewis­se Bindungen eingehen, wie zum Beisplel den Traktoren­ Service?
Beim Darlehensvertrag ist das Eigentum beim Kunden. Der Kunde kauft sein Objekt beim Händler seines Vertrauens und wird daher, auch im eigenen Interesse, die Service- und Wartungsarbeiten dort ausführen lassen. Wir lassen hier dem Kunden freie Hand. Er hat sogar die Möglichkeit, bei AGCO- Produkten eine Garantieverlängerung bereits beim Kauf abzuschliessen und diese ist dann in der Finanzierung inbegriffen.

Ab welchem Betrag beantra­gen die Bauern ein Darlehen?
Wir bieten Finanzierungen ab zirka 12 000 Franken an. Alles was darunter liegt, sollte der Landwirt selbst bezahlen kön­nen. In Kombination mit einem Traktor können die Beträge auch unter 12 000 Franken sein.